Eine Stimme
für Gerechtigkeit, Freiheit, Demokratie
und Menschenrechte
ist verstummt –
aber ihre Botschaft lebt weiter
Nachruf auf die Jahrhundertzeugin
Ruth Weiss
26. Juli 1924 – 5. September 2025
Ihr Grab ist auf dem Jüdischen Friedhof
in Münster.
Das Foto vom 27. Januar 2023 im Landtag von Nordrhein-Westfalen zeigt Ruth Weiss als Gastrednerin zum Gedenktag bei einer ihrer wichtigsten und liebsten Aufgaben: Jungen Menschen von ihrem Leben zu erzählen, um sie zu motivieren, „mit wachem kritischem Blick die gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen in der Welt zu begleiten und die Stimme zu erheben, wo Menschen unterdrückt, ausgebeutet oder verfolgt werden. Das Wichtigste an der Freiheit ist, ‚Nein‘ sagen zu können.“
Ruth Weiss (Loewenthal) wurde als Kind jüdischer Eltern in Fürth geboren und erlebte als Schulkind die Ausgrenzungen durch die nationalsozialistische Rassepolitik. Mit dem letzten Schiff gelang die Ausreise nach Südafrika. Durch ihr eigenes Schicksal sensibilisiert entwickelte die junge Ruth schon bald politisches Verständnis und Bewusstsein. Als Journalistin schrieb sie gegen das Unrecht der Apartheidpolitik in Südafrika, gegen Rassismus und Diskriminierung. Sie verstand sich auch als Vermittlerin zwischen Kulturen, auch wenn sie nicht gleichartig sind, so sind sie doch alle gleichberechtigt. Angehörige verschiedener Kulturen können miteinander leben lernen.
Als Ruth Weiss einige Jahre in Lüdinghausen wohnte, entstand der persönliche Kontakt zu ihr. 2015 ließ sie sich interviewen und ihre Lebensgeschichte auf Video festhalten (abrufbar unter: www.zeit-und-zweitzeugen.de). Gerne folgte diese besondere Zeitzeugin den Einladungen von Schulen und Gemeinden auch in Recklinghausen. Selbst im hohen Alter kam sie deswegen aus Dänemark, wohin sie 2002 zu ihrem Sohn gezogen war, oder nahm per Zoom teil.
Ruth Weiss wirkte auch als Schriftstellerin und hinterlässt damit ihre Botschaft, z.B. in ihrer Autobiografie „Wege im harten Gras“ oder in ihrem letzten, am 12. August 2025 erschienenen Buch „Erinnern heißt Handeln“.
Wer ihr begegnen durfte, blickt mit großer Anerkennung, Bewunderung und Dankbarkeit auf diese außergewöhnliche und mehrfach ausgezeichnete Jahrhundertzeugin zurück.
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Kreis Recklinghausen e.V.
Kinderlehrhaus zur Förderung des interreligiösen und interkulturellen Lernens e.V.
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