KatzeinzimmerVom 2. bis zum 27. Juli 2018 habe ich ein Praktikum im Springbank Pet Resort in Calgary, Kanada absolviert. Die Einrichtung bietet verschiedene Dienste an, hauptsächlich wird sich dort aber um Kleintiere gekümmert, welche von ihren Besitzern dort abgegeben wurden – meist da diese in den Urlaub o.ä. gefahren sind. Hunde wurden teilweise auch zur „Daycare“ abgegeben, wenn die Besitzer lange Arbeitstage haben und den Hund nicht so lange alleine lassen wollen.
Zu der Zeit meines Praktikums waren Sommerferien in Kanada, sodass ich von Beginn an einen aufregenden Arbeitsalltag erleben konnte. Meine Arbeitstage (Montag – Freitag) begannen um 8 Uhr und gingen meist bis etwa 13 Uhr.
Zu Beginn wurde mir erstmal die ganze Anlage gezeigt. Insgesamt war dort Platz für etwa 300-350 Hunde, ca. 50 Katzen und insgesamt ca. 15 Vögel und Nager. Es war echt überwältigend so viele Tiere auf einmal zu sehen und gerade auch die Hunde machten sich durch lautstarkes Bellen bemerkbar. Gerade diese haben die Zeit und Möglichkeit mit anderen Artgenossen zu spielen und zu toben sehr genossen.
katzenbildDen Großteil meiner Zeit dort habe ich jedoch im „Katzenbereich“ verbracht.  Dort begannen die Tage immer damit, zunächst alle Katzen zu füttern und dabei zu dokumentieren, wie viel sie über Nacht gefressen/getrunken hatten – da Katzen oft sehr gestresst in neuen Umgebungen sind und dies der leichteste Weg ist nachzuvollziehen, wie der gesundheitliche Zustand der Katze ist. Weiter ging es damit, die kleinen „Abteile“ der Katzen zu reinigen. Wenn dies geschafft war, was bei ca. 50 Katzen schon etwas länger dauern kann, wurde der Raum noch grob aufgeräumt und für neue Katzen vorbereitet, welche für den jeweiligen Tag angemeldet waren.
Über den Tag hinweg wurde immer darauf geachtet, dass alle Katzen etwa gleich viel Auslauf hatten. Da besonders Katzen sich aber nicht unbedingt mit allen Artgenossen vertragen, musste man immer darauf achten, wie sich die Katzen zusammen verhalten und eventuelle Probleme lösen. Teilweise brauchten die Katzen auch Medikamente, welche ich oft verabreichen durfte. Da ich Tierärztin als späteren Beruf definitiv in näherer Auswahl habe, war dies schon ein, wenn auch sehr kleiner, Einblick in dieses Berufsfeld.
Jede Katze hatte ihren eigenen Aufenthaltszettel, wo jeden Tag das Verhalten oder andere Auffälligkeiten notiert wurden. Besonders bei aggressiven Katzen war dies wichtig, da Mitarbeiter welche die Katzen nicht kennen, natürlich auch Bescheid wissen müssen, dass sie sich mit großer Vorsicht um die Katze kümmern sollten. Hauptsächlich waren die Katzen aber lieb und oft auch sehr verschmust.
Zum Katzenbereich gehörten auch die Nager, Reptilien und Vögel. Dort lief der Tag immer ähnlich ab wie bei den Katzen. Zuerst wurde gefüttert und gereinigt, dann wurden Tiere, meist einzeln, aus den Käfigen gelassen. Ich selbst hatte 10 Jahre lang Kaninchen, also war mir der Umgang mit diesen bekannt. Ich habe in den vier Wochen dort aber auch andere Tiere/Tierarten genauer kennen gelernt. Besonders im Kopf geblieben ist mir dabei eine Bartagame, eine Echsenart, welche ich mit lebenden Heuschrecken gefüttert habe. Mir ist dabei aber auch klar geworden, dass ich selbst nicht unbedingt Reptilien als Haustier haben muss. ;)
Während meiner Zeit dort habe ich aber auch viel Zeit mit Katzen verbracht, welche sehr viel Angst hatten und Zuwendung brauchten. Ein Kater, Sparky, welcher 2 Wochen lang dort war, war völlig verängstigt und hat sich kaum aus seinem kleinen Versteck heraus bewegt. Nachdem ich dann aber immer wieder viel Zeit mit ihm verbracht hatte, hat er sich nach ca. einer Woche endlich aus seinem Versteck heraus getraut. Dieser Moment war zwar nur klein und vielleicht unscheinbar, aber er hat mir definitiv gezeigt, dass ich in meinem späteren Leben auf jeden Fall etwas mit Tieren machen möchte, da ich es einfach schön finde mit ihnen Verbindungen und Vertrauen aufzubauen.
Im weiteren Verlauf meines Praktikums durfte ich dann auch die neuen Katzen aufnehmen, also diese wiegen, mit den Besitzern über die Katzen sprechen, wie zum Beispiel die Fütterung, das gewohnte Verhalten der Katze etc. Dabei wurde mein Englisch oft auf die Probe gestellt, es ist aber immer alles sehr gut verlaufen. Der ganze Tagesablauf wurde auch immer routinierter und obwohl ich nur Praktikantin war, wurde mir immer mehr Verantwortung übergeben.
Abgesehen von der Arbeit mit den Tieren hat mir die Zusammenarbeit mit den anderen sehr gut gefallen. Zu Beginn war ich echt nervös und hatte Angst, dass mein Englisch vielleicht nicht gut genug sei oder dass ich mich in so kurzer Zeit nicht wirklich zurechtfinden würde. Genau das Gegenteil ist aber glücklicherweise eingetreten. In diesen vier Wochen hatte ich nicht nur während meiner Arbeitszeit, sondern auch „zu Hause“ kaum Probleme mit den Kanadiern zu sprechen. Meine Englischkenntnisse haben sich dadurch nur verbessert und bereits nach ein paar Tagen habe ich mich sehr gut mit dem meisten verstanden. Besonders viel Spaß hat es mir gemacht, wenn ich mit Kale, einem Jungen in meinem Alter gearbeitet habe. Er hat mir viel gezeigt und erklärt und wir haben oft über Kanada und Deutschland und über die Sprachen geredet. Am Ende meiner Praktikumszeit hat er mich dann sogar auf Deutsch verabschiedet.
Alles in allem kann ich auf jeden Fall sagen, dass meine anfänglichen Sorgen vor meiner Zeit in Kanada völlig unbegründet waren. In einer kurzen Zeit habe ich so unfassbar viel erlebt und so viele neue Menschen/Tiere/Sachen kennen lernen dürfen, damit hätte ich vorher nie gerechnet. Auch jetzt noch denke ich oft und gerne an meine Zeit in Calgary zurück und bin froh, dass ich dieses Abenteuer gemeistert habe.
Lydia Preißner (Q2)